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Nun der dritte Teil von Michael, der dritte Turniersieg - da fällt das Schreiben leichter! Hier sein Bericht aus Pulheim. In meinem Wohnort Pulheim wurde (bis irgendwann in den 70er Jahren meine ich) Stahl produziert bzw. verarbeitet. Nach Einstellung des Betriebs war das Walzwerk eine Industriebrache; aber inzwischen haben sich dort eine ganze Reihe von Unternehmen und Institutionen angesiedelt, so gibt es heute dort ein Theater, ein Restaurant, die Kammeroper, einen Golfshop, Arztpraxen, eine freie Kirchengemeinde, vieles andere und nicht zuletzt einen Campus einer privaten Fachhochschule. Deren Standortleiter heißt korrekt mit akademischen titeln Prof.Dr. Stephan Schmitz und ist nicht nur Mitglied beim Brühler SK, sondern auch ein alter Bekannter von mir aus Jugend(schach)zeiten. Vor einiger Zeit hat er mich kontaktiert, weil er an der FHM mal was mit Schach (nicht mit Medien) machen wollte. Das traf sich gut, denn der Pulheimer SC wollte schon längst mal wieder Turniere ausrichten, hat aber kein dafür geeignetes Spiellokal, und die potentiellen Spielstätten in Pulheim sind mit entsprechenden Kosten verbunden. Am 28.08. fand also das erste FHM-Schnellschachopen in deren Räumlichkeiten wenige 100 m von mir zu Hause entfernt statt und zog 41 Teilnehmer an; von den knapp 50 Voranmeldungen erschienen ein paar offenbar aufgrund der nahezu tropischen Hitze nicht, obwohl die Getränke frei(!) waren. Nomineller Favorit war ich, aber z.B. der Brühler Jürgen Schäfer (mit knapp 2200 an 2 gesetzt) war auch zu beachten. Aus mir nicht bekannten Gründen wurde nicht nach Elo oder DWZ gesetzt, sondern die Startnummern nach Zufall vergeben. Zufälligerweise kam es dabei u.a. zur Erstrundenpaarung Schäfer-Buscher… Somit war schon der kritische Moment #1 erreicht, wir trennten uns in verschachtelter Stellung Remis. Ich kann mich an kein Schnellschachturnier der letzten 20 oder so Jahre erinnern, bei dem ich die Auftaktrunde nicht gewonnen habe. Wie dem auch sei, in Runde 2 bekam ich einen schwächeren Gegner und gewann leicht, während Schäfer am Nebenbrett schnell einen Mehrbauern hatte, aber einen Turm einstellte und somit einen 0,5/2-Fehlstart hingelegt hatte. In Runde 3 kam der kritische Moment #2, der Gegner kannte mich nicht und ich ihn nicht. In einer unklaren Stellung hing mein Sd5, aber falls Dd3xd5 fällt der Tb1. Er zog Tb2 und ich Da1+. Wenn nun Tb1 folgt, muss ich die Zugwiederholung Da2 wählen. Hier war es vielleicht von Vorteil, dass ELO und DWZ nicht bekannt waren, er ging - evtl. auf das Schach mit dem K nach g2, so dass ich erst mal den Springer sichern konnte und auf sein Tb1 hatte ich dann Da8+ und die Partie ging weiter, wobei ich zwar etwas über eine Minute Zeitnachteil hatte, aber mehr Durchblick in der Stellung. In Runde 4 gab es noch mal Schwarz (Startnummer 30 halt) gegen den Spieler, gegen den SF Schäfer in Runde 2 gestolpert war. Positionell stand ich schnell auf Gewinn, aber er startete einige taktische Fummeleien, die präzises Spiel erforderten. Es gelang mir allerdings, alle Klippen zu umschiffen und einzulochen. In Runde 5 schließlich traf ich auf einen Neu-Pulheimer, der schon am Freitag ca. zehnmal rasiert worden war. (Ich war nach längerem mal wieder beim örtlichen Verein zu Gast.) In einem französischen Stellungstyp nahm er nach c4xd5 mir der Dame wieder. Das war positionell gut, hatte aber taktische Defizite – nach Sb4 stand die Dame ein und hatte keinen sicheren Hafen mehr. Zwar konnte der Verlust auf eine Figur runterhandeln, aber natürlich dauerte die Partie dann nicht mehr lange. Die beiden Vierpunkter trennten sich nach wenigen Zügen Remis, so dass ich in Runde 6 zum ersten Mal an 1 Platz nehmen durfte. Im Endspiel kam der kritische Moment #3, da ich mit T und S gegen T und S (jeweils mit sechs Bauern) keinen echten Vorteil hatte. Er stellte aber überhastet den T auf h8 zum Tausch, wonach ich mit Sb3-a5 den Bb7 unter Feuer nehmen konnte. Der Turm konnte nicht mehr helfen, da abgetauscht, somit kam es zu indirekten Bauerntauschmanövern, bei denen am Ende mein Freibauer auf der c-Linie durchlief (sein Kh8 war zu weit weg), während mein K im Quadrat seines Bauern stand. Das Springerendspiel mit einem S für mich und keinem für ihn wurde dann durch Aufgabe beendet. An 2 schlug Leo Evers etwas überraschend mit Schwarz Bernd Dahm und beschaffte mir so die alleinige Führung. In der Schlussrunde traf ich (5,5) damit auf Evers (5) und bot nach wenigen Zügen Remis an, dass er ob seiner Buchholz zögernd aber doch annahm. Die sechs 4,5-Punkter spielten untereinander und produzierten zwei entschiedene Partien, so dass drei Spieler punktgleich auf Platz 2 bis 4 landeten – und alle die gleiche Buchholz hatten. Die Feinwertung sprach dann für einen mir nicht bekannten Herrn Potrafke, Evers war der unglückliche Vierte und auf Platz 3 landete Jürgen Schäfer, der nach fünf Siegen en suite doch noch aufs Treppchen kam. Ich konnte mir das aber ohnehin gelassen ansehen, da der dritte Sieg beim dritten Turnier schon im Kasten war. Wer zwischen Weihnachten und Neujahr Zeit und Lust auf Schach hat: Es wird vom 27.-30.12. ein siebenrundiges Open mit Turnierpartien in den Räumen der FHM geben, die Ausschreibung dürfte in Kürze bei der FHM und dem Pulheimer SC online gehen. Also, ich bin dabei – wann kann ich schon mal zu Fuß zu einem Turnier gehen…?! |